Das blutige Theatercamp - Teil 5/6

Hi!

Was ich vergessen habe Dich zu fragen...

Wie geht es Dir eigentlich, wenn Du im Mittelpunkt stehst?

Würdest Du gern allein auf einer Bühne stehen wollen?

Ich war schon seit der Schulzeit extrem aufgeregt, wenn ich vor Leuten etwas vortragen musste.

Mitten in meiner Kindheit hatten meine Eltern ja beschlossen aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland zu ziehen.

Und plötzlich stand ich da: im Alter von 10 Jahren, ohne ein Wort Deutsch, gekleidet in eine Zebrahose, neon-gelbe Bomberjacke und Buffalos vor meiner neuen deutschen Schulklasse.

Dass meine Schulzeit anfangs ziemlich traumatisierend war, ist wahrscheinlich einleuchtend.

Doch auch 15 Jahre später hat sich in mir drin ein emotionaler Weltuntergang abgespielt, wenn ich vor vielen Menschen stand.

Laut anderen Mitschülern, Kommilitonen & Freunden war von meiner Aufregung nie was zu sehen.

Doch die Angst, sie könnten doch was bemerken, war sooo groß.

Die Leute würden mitbekommen, dass ich nervös bin.
Sie würden sehen, dass ich Angst habe.
Ich könnte mich in irgendeiner Weise lächerlich machen & mein "Image" ruinieren.

Ein Psychologieprofessor meinte mal zu mir, es wären die typischen Ängste eines Alpha-Tiers.

Alpha-Tiere möchten von der Gesellschaft als besonders stark wahrgenommen werden & vermeiden deshalb jede Situation, die ihre Schwächen offenbaren kann.

Ich weiß nicht ob es stimmt, aber der Wunsch den anderen Menschen mentale Stärke & "Coolness" zu demonstrieren, war bei mir immer präsent.

Und was ruiniert dieses Image mehr, als wenn du Dich vor Leuten im wahrsten Sinne des Wortes zum Clown machst?!

Adam - unser Theatercoach sagte mal während des Unterrichts, dass der "Clown" mit Abstand die schwierigste Rolle ist.

"Nicht jeder guter Schauspieler ist ein guter Clown. Doch jeder gute Clown ist ein guter Schauspieler." -waren seine Worte.

In der Rolle des Clowns, geht es darum sich verwundbar & verletzbar zu zeigen und sich in genau diesem Zustand dem gesellschaftlichen Beschuss zu stellen.

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich in meinem persönlichen Alptraum gelandet bin, aber die Situation war plötzlich absolut real: Ich - Evi stand in der Rolle des Clowns auf einer Bühne vor vielen Menschen.

Es war absolut still. Das einzige, was ich hörte, war mein Herz.

Ich nutzte ein paar gelernten Tricks aus dem Unterricht. Veränderte extrem die Mimik. Doch ein Lachen konnte ich aus dem Publikum nicht wahrnehmen.

Ich wurde zunehmend nervös.

Was soll ich tun? Ich kann nicht einfach weglaufen. Oder doch?

Ich gab die unterschiedlichste Geräusche von mir. Versuchte mich mit allen Mitteln lächerlich zu machen.
Doch es gelang mir einfach nicht die Leute zum Lachen zu bringen.

Jede Sekunde wurde zur schmerzlichen Qual.

Ich musste irgendwas tun.

Ich schaute um mich herum. In Hoffnung ich könnte einen Gegenstand der Bühnendekoration dazu nutzen - witzig zu sein.

Ich sah eine Decke.

Ich warf sie über mich, ging auf alle Viere und verwandelte mich in einen Hund.

Ich bellte, sprang, lief hin & her!
Ich schlürfte mir dabei die Beine auf.
Ich sah mein Blut auf der Bühne.

Wie es ausging?

Fortsetzung folgt...